PHASES OF REALITY

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Einführung zur Ausstellung PHASES OF REALITY

Oft wird Fotografie als der geglückte Moment begriffen: der seltene Augenblick, in dem alles stimmt, festgehalten im Bild. Dieser Moment lässt sich nicht herbeiführen.

Der Fotograf Ralf Barthelmes kann warten. Er umkreist seine Motive lange. Manchmal hat er sie lange Zeit schon im Kopf, irgendwo auf einer inneren To-Do-List. Er sucht sie nicht, er erwartet sie. Manchmal jahrelang. Es sind keine spektakulären Motive, sondern Bilder aus einer ganz normalen Welt. Menschen in der Nacht. Häuser an einem diesigen Tag. Gläser auf überfüllten Tischen. Gitarren, an den Verstärker gelehnt nach dem Konzert.

Der Blick von Ralf Barthelmes leistet dabei etwas Erstaunliches: Er ist distanzierter Beobachter, und gleichzeitig ist er auf eine fast intime Art bekannt mit den Dingen, Menschen, Atmosphären in seinen Bildern. Er präsentiert sie alle − seien es unbekannte oder eng befreundete Menschen, fremde Gegenden oder das eigene Interieur, John Travolta oder die Fußball-Miniatur in einem Pissoir − auf die gleiche, gleichwertige Art und Weise in einem quadratischen Rahmen, der immer die selbe Größe hat.

Es ist ein Blick auf eine Welt, der sie zugänglich und verständlich macht. Der sie unterteilt in gleich bleibende Einheiten. Und trotzdem behält diese Welt in den Bildern von Ralf Barthelmes ein Geheimnis für sich, das selbst im aller profansten Moment steckt. Es zu lüften, wäre gegen die Regeln der Kunst.



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Frankfurter Rundschau Magazin / FOKUS AUF


EWIGE JUGEND von Silke Hohmann


Was wird eigentlich aus jemandem, der "Teil" einer Jugendbewegung war, wie die Band Tocotronic einmal sang? Was wird, wenn die Jugend langsam schwindet und man eigentlich längst zur demografischen Gruppe der Erwachsenen gehört? Was, wenn man immer noch an den Idealen der Jugendbewegung hängt, auch wenn man eigentlich zu alt dafür ist? Wenn man nicht aufhören will, so zu leben, bloß weil die Gesellschaft eigentlich andere Formen für einen vorgesehen hat?

Ralf Barthelmes ist kein Teil einer Jugendbewegung, er ist auch kein Trendfotograf oder Szene-Beobachter. Trotzdem sind viele seiner Fotografien Dokumentationen einer gesellschaftlichen Gruppe, die es vor zwei Jahrzehnten so noch nicht gab: Menschen, die vielleicht geregelten Berufen nachgehen, die man streng genommen nicht einmal mehr als "junge Erwachsene" bezeichnen kann, weil sie eher das Midlifecrisis-Alter erreicht haben, und die trotzdem nicht einsehen, dass der wacklige 50er-Jahre-Schminktisch vom Flohmarkt nun eigentlich gegen eine stabile Schlafzimmergarnitur ausgetauscht werden müsste.

Barthelmes' Fotografien entstehen oftmals im Nacht-Leben, wo in kleinen Klubs Männer voller Energie und Ernst auf die Saiten ihrer Gitarren eindreschen. Oder Menschen auf Stühlen stehen, weil sie sich zu einem Johnny-Cash-Abend verabredet hatten, der sich dann so entwickelte, dass man halt mal auf den Stuhl steigen musste, weil leider kein Pferd da war.
Es sind keine markttauglichen Nischen, in denen sich diese Abende abspielen, sondern kleine, private Räume, in denen es weniger um das richtige Outfit und die passende Frisur geht. Zusammenhänge ergeben sich eher durch die Dinge, die man liebt. Und im weitesten Sinne kreisen sie alle um Musik - oder um das, was Musik mit einem machen kann, wenn man sie lässt

Ralf Barthelmes hat nicht nur einen Blick für Menschen, sondern auch für Details. Wie das Mixtape, das in einer vergangenen Zeit einmal ein Kommunikationsmittel war, sogar ein Bote für wichtige Nachrichten und manchmal auf für Schwüre. Manche seiner Aufnahmen sind sorgsam inszeniert und über mehrere Jahre hinweg mit großem technischen Aufwand geplant, andere entstehen ganz spontan, teilweise mit semi-professioneller Ausrüstung. Ralf Barthelmes hat die Gabe, die Menschen so zu fotografieren, dass sie es nicht merken, und sie dabei trotzdem nicht voyeuristisch zu belauern. Er ist einfach da, und der Abstand zwischen ihm und dem, was er zeigt, ist der einer sehr höflichen Person zu einem geliebten Objekt. Vielleicht, weil er so sehr selbst ein Teil ist von dem, was er fotografiert.





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Frankfurter Rundschau / plan.F

PHASES OF REALITY von Sandra Danicke


Zum Beispiel letzte Abende. Der letzte Abend im MultiTrudi, der letzte Abend im alten Portikus, der letzte Abend im Kanuverein. Letzte Abende sind nostalgische Ereignisse, die im Nachhinein häufig zu unschlagbaren Erlebnissen verklärt werden. Wenn so ein letzter Abend sich ankündigt, dann hat Ralf Barthelmes die Kamera parat, weil er weiß: Das kommt nie wieder. Genau genommen allerdings hat Ralf Barthelmes immer die Kamera dabei, auch wenn es "die"Kamera in seinem Leben gar nicht gibt. Mal ist es die Rollei, mal die Yashica - der Fotograf ist da flexibel, auch wenn die Kollegen sich manchmal wundern. Auch in der Wahl seiner Orte ist Barthelmes keineswegs festgefahren, wenngleich sich ein gewisses Spektrum an Kulissen heraus kristallisiert hat.

Ralf Barthelmes macht Fotos von seiner Umgebung. Das sind die Clubs und Kneipen, die er mag, wie zum Beispiel der Dreikönigskeller oder die Gute Stute. Oder es ist der Fußball-Platz, der Konzertsaal, Ausstellungsräume - eben alle Plätze, die in seinem Leben eine wichtige Rolle spielen oder gespielt haben. Wenn Barthelmes fotografiert, baut er nur selten das gesamte Equipment auf. Allenfalls, wenn ihm Stars wie John Travolta, Mario Adorf oder die Sparks vor das Objektiv geraten oder er eine ganz konkrete Situation hat, die im Ergebnis zwar wie ein Schnappschuss wirkt, in Wahrheit aber ein präzises Arangement ist. Häufig macht Barthelmes seine lakonischen Bilder so unauffällig, dass selbst Menschen, die ihn kennen, davon gar nichts mitbekommen.

Seine Fotos erzählen von besonderen Momenten, von PHASES OF REALITY, wie der Frankfurter seine Ausstellung nennt, die am Samstag in der Galerie Station eröffnet wird. ZumBeispiel eine rote Ampelphase, in der ein rot gekleidetes Mädchen mit roten Tüten vor dem alten Rundschauhaus wartet. Phasen wie jene kurz vor oder nach einem Auftritt, wenn ein Spiel gewonnen wurde oder der erste Tag im Hausener Schwimmbad, an dem betagte Schwimmer begeistert ihre Bahnen ziehen. Viele Gesichter kennt man aus dem Frankfurter Nachtleben: DJs, Musiker oder andere Gestalten, die man so, wie Barthelmes sie sieht, vielleicht noch nicht wahrgenommen hat.






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Prinz

Menschen und Gläser von Alexander Jürgs


Er ist ein Perfektionist, seine Bilder sind bis ins Detail ausgearbeitet, ohne dabei je überinszeniert zu wirken. Für Musikmagazine hat der Frankfurter Fotograf viel gearbeitet, jetzt zeigt er in der Galerie Station im Mousonturm seine beeindruckenden Bilder in einer Ausstellung. Menschen, Häuser, Gläser beschreibt Barthelmes seine Sujets. Fremde Orte, die ihn faszinieren, finden sich in seinem Werk genauso wie Gegenstände aus der persönlichen Welt.

"Distanziert und doch intim " nennt die Ankündigung seine Fotografien − und trifft damit den Nagel auf den Kopf




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Playlist der Soundinstallation zur Ausstellung


01. Barbara Morgenstern - der wunsch teil drei
02. Johnny Cash - spiritual
03. William Bell - phases of reality
04. Nirvana Devils - pure fun
05. J.S. Bach - et incernatus est
06. Lee Hazlewood - the night before
07. The Godfathers - birth, school, work, death
08. Billy Holliday - i don't cry over you
09. The Go Betweens - my rock'n roll friend / R.I.P.
10. Amos Milburn - one scotch, one bourbon, one beer
11. Billy Bragg - walk away renee
12. Al Green - simply beautiful
13. W.A. Mozart - tuba mirum
14. Nikki Sudden it'll end up all in tears
15. Undertones - teenage kicks
16. Johnny Cash - honky tonk girl
17. Blumfeld - laß uns nicht von sex reden



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